Geschäftsbericht 2023

Konzernlagebericht

Technik

Der Geschäftsbereich „Technik“ des Vorstands gliedert sich in vier Säulen, die sogenannten Tech Stacks. Sie umfassen alle Aktivitäten rund um die Entwicklung, Herstellung und Beschaffung von Batteriezellen und -systemen im Rahmen der Tech-Initiative „Cell and Battery Strategy“, alle konzernweiten Themen der Tech-Initiative „Charging and Energy Services“ rund um den Bereich Laden und Energie, die Aktivitäten der Volkswagen Group Components sowie die Vermarktung der Volkswagen Plattformen und Komponenten an Dritte (Platform Business).

Die markenübergreifende Steuerung aller Technikaktivitäten und die konzernweit abgestimmte Wertschöpfungsstrategie zielen auf die Verbesserung der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns ab. Sowohl bei traditionellen Technologien als auch bei Zukunftsthemen sollen Synergien realisiert werden, um den Übergang zur Elektromobilität voranzutreiben.

Der Volkswagen Konzern hat in der Technologie-Roadmap seine Ziele für die Bereiche „Battery, Charging & Energy“ bis 2030 festgeschrieben. Mit der Batterie-Roadmap wollen wir Komplexität und Kosten dieser Schlüsseltechnologie signifikant senken, um das Elektrofahrzeug für möglichst viele Menschen attraktiv und bezahlbar zu machen.

Batterie

Die Säule der Batterieaktivitäten teilt sich mit dem Center of Excellence und der PowerCo in zwei Bereiche. Das Center of Excellence verantwortet unter anderem das konzernweite Produktmanagement, die Beschaffung und Qualitätssicherung für die Batteriezelle und das Batteriesystem sowie das Closed-Loop-Recycling. Die PowerCo soll zukünftig ein bedeutender Zelllieferant für den Konzern sein.

Volkswagen hat 2022 mit der PowerCo SE ein eigenes Unternehmen gegründet, das die weltweiten Aktivitäten zur Zellproduktion des Konzerns bündelt. Vom neuen europäischen Battery Hub in Salzgitter aus steuert das Unternehmen den Aufbau des internationalen Fabrikbetriebs, die Weiterentwicklung der Zelltechnologie, die vertikale Integration der Wertschöpfungskette sowie die Ausstattung der Fabriken mit Maschinen und Anlagen. Die PowerCo setzt auf zwei Schlüsselkonzepte, mit denen sie künftige Industriestandards setzen will: Die Einheitszelle ermöglicht einen flexiblen Einsatz verschiedenster Zellchemien und soll perspektivisch in bis zu 80 % aller Konzernmodelle zum Einsatz kommen. Das zweite Schlüsselkonzept ist die Standardfabrik, die mit einheitlichen Gebäuden, Ausrüstung, IT und Infrastruktur den schnellen Roll-out der Eigenfertigung gewährleisten soll und somit an künftige Innovationen schnell und flexibel angepasst werden kann.

Die konzernweit erste eigene Zellfabrik nach diesem Muster entsteht in Salzgitter und soll 2025 den Betrieb aufnehmen. Im Jahr 2023 wurden die ersten Maschinen für die Zellfertigung angeliefert und aufgebaut. Neben Salzgitter entsteht eine zweite Zellfabrik in Valencia/Spanien. Im Jahr 2023 hat die PowerCo zudem den Aufbau einer weiteren Zellfabrik in St. Thomas/Kanada, beschlossen. Jede Fabrik soll mit regenerativ erzeugtem Strom betrieben und auf künftiges Closed-Loop-Recycling ausgelegt werden.

Die vertikale Integration der Wertschöpfung ist ein wesentlicher Bestandteil der Batteriestrategie. Im Zuge des Aufbaus einer eigenen Zellfertigung übernimmt Volkswagen schrittweise Verantwortung für weitere Wertschöpfungsstufen, um so die Verfügbarkeiten, Kosten und Nachhaltigkeit wesentlicher Rohstoffe und Materialien besser beeinflussen zu können. Die Absicherung der Rohstoffe erfolgt über eine dreiteilige Strategie: langfristige Lieferverträge, Investitionen mit Partnern sowie die Beschaffung am Rohstoff-Spotmarkt, abgesichert durch den Einsatz finanzieller Sicherungsinstrumente (Financial Hedging).

Kathodenmaterial spielt als treibender Kostenfaktor und Leistungsträger der Batterie eine zentrale Rolle für die Transformation zur Elektromobilität. Die PowerCo hat mit dem belgischen Materialtechnologie-Konzern Umicore das Gemeinschaftsunternehmen IONWAY gegründet, das die europäischen Zellfabriken ab 2025 mit Kathoden- und Vormaterial versorgen soll. Bis Ende des Jahrzehnts wollen die Partner Materialien für 160 GWh Zellkapazität pro Jahr produzieren. Die geplante Kathodenfabrik soll in Nysa/Polen, entstehen.

Laden und Energie

Der Bereich Laden und Energie nimmt seit 2021 eine Schlüsselrolle in der Elektromobilitätsstrategie des Volkswagen Konzerns ein, mit dem Ziel, ein führender Anbieter eines intelligenten Lade- und Energie-Ökosystems zu werden.

Im Rahmen der strategischen Ausrichtung setzt der Konzern dabei auf zwei wesentliche Schwerpunkte: Zum einen wird der Absatz von elektrifizierten Fahrzeugen durch den Aufbau eines weltweiten Schnellladenetzes unterstützt. In Europa beteiligen sich der Konzern und seine Marken unter anderem am paneuropäischen Joint Venture IONITY und am Joint Venture Ewiva in Italien sowie an weiteren Partnerschaften. Bis 2025 soll so die Anzahl öffentlicher Schnellladepunkte in Europa auf 18.000 gesteigert werden. Gleichzeitig sollen sowohl das nordamerikanische Ladenetz Electrify America – bereits heute eines der größten offenen Ladenetzwerke in den USA – auf 8.000 Schnellladepunkte gesteigert als auch in China mit CAMS die Schnellladepunkte auf 17.000 erweitert werden. Zum anderen werden neue Geschäftsmodelle rund um intelligente Lade- und Energielösungen erschlossen. Der Konzern agiert mit seiner Lade- und Energiemarke Elli in Europa als einer der größten Lade-Abo-Anbieter und bietet mit seinem Ladenetz europaweiten Zugang zu mehr als 600.000 Ladepunkten mit rund 35.000 Schnellladepunkten in 27 Ländern. Zudem umfasst die Produktpalette von Elli die gesamte Bandbreite der Ladelösungen für Privatkunden und Unternehmen – von der eigenen Wallbox über die flexible Schnellladesäule Flexpole bis hin zu smarten Ladelösungen. Im Rahmen eines Pilotprojekts zur intelligenten Steuerung stationärer Batterien ist Elli im Jahr 2023 zudem in den Stromhandel eingestiegen. Volkswagen ist damit der erste Automobilkonzern, der an der Strombörse EPEX Spot handelt.

Volkswagen Group Components

Die unternehmerisch eigenständige Geschäftseinheit Volkswagen Group Components unter dem Dach der Volkswagen AG bildet die dritte Säule des Geschäftsbereichs „Technik“ des Vorstands. Weltweit sind rund 70.000 Mitarbeiter in über 60 Werken an 45 Standorten tätig, deren Expertise in der Entwicklung und Fertigung von Fahrzeugkomponenten liegt.

Das Produktportfolio umfasst dabei im Schwerpunkt Tech-Komponenten wie das Fahrwerk, Achssysteme, Lenkungen, Getriebe, elektrische Antriebe, Thermomanagementsysteme im elektrischen Antriebsstrang sowie Batteriesysteme.

Mit Einstieg in die Elektromobilität wurde durch enge Verzahnung von Produktmanagement und Entwicklung konsequent an der Optimierung des elektrischen Antriebsstrangs gearbeitet. Im Jahr 2023 debütierte der neue, hoch effiziente E-Antrieb APP550, der sich durch eine höhere Performance bei gleichzeitig verbesserter Effizienz auszeichnet. Das neue Aggregat wurde von Volkswagen Group Components zusammen mit der Technischen Entwicklung von Volkswagen Pkw entwickelt und kommt erstmals im Volkswagen ID.7 zum Einsatz. Die Fertigung erfolgt am Volkswagen Standort in Kassel.

Platform Business

In der vierten Säule des Geschäftsbereichs „Technik“ des Vorstands wird mit dem Platform Business (Drittmarktgeschäft) die konzernweite Verantwortung für den externen Vertrieb von Plattformen und Komponenten gebündelt. In dieser Organisationseinheit werden die erfolgreiche Anbahnung und Akquise (inklusive Vertragsgestaltung) sowie Betreuung von Kundenprojekten einschließlich der dazugehörigen Auftragsabwicklung (Logistik, Abrechnung) verantwortet. Im Rahmen des Kooperationsprojekts mit Ford wurden die notwendigen markenübergreifenden Strukturen und Prozesse innerhalb der Volkswagen Organisation geschaffen, um künftig auch weitere externe Kunden effizient zu bedienen. Ford will bis zum Ende des Jahrzehnts rund 1,2 Mio. Fahrzeuge auf MEB-Basis für den europäischen Markt produzieren. Im Jahr 2023 hat der Autobauer mit dem Ford Explorer das erste Modell auf MEB-Basis vorgestellt. Auch mit dem indischen Autohersteller Mahindra sondiert Volkswagen weiterhin ein Lieferabkommen für MEB-Komponenten wie Elektromotor und Batteriezelle.

Modularer E-Antriebs-Baukasten (MEB)
Baukastensystem für die Herstellung von Elektroautos. Der MEB legt die Parameter für Achsen, Antriebe, Hochvolt-Batterien, Radstände und Gewichtsverhältnisse fest, damit ein Fahrzeug optimal die Anforderungen der Elektromobilität erfüllt. Im Jahr 2020 startete die Produktion der ersten Fahrzeuge auf Basis des MEB in Serie.
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